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Private Altersvorsorge: mit Garantien garantiert weniger

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Sie haben es sicher gelesen: Der Höchstrechnungszins befindet sich im freien Fall und sinkt im kommenden Jahr erneut. Doch was besagt diese Zahl? Sie gibt den Zins an, den Versicherer ihren Kunden pro Jahr über die gesamte Laufzeit von kapitalbildenden Versicherungsverträgen garantieren müssen. Im Jahr 2000 lag dieser wohlgemerkt noch bei stattlichen 4 Prozent, seit 2017 beträgt er 0,9 Prozent und selbst dieser geringe Garantiezins ist nun nicht mehr haltbar und muss ab 2022 bei Neuverträgen auf 0,25 Prozent abgesenkt werden.

Seit Jahren im freien Fall - der Garantiezins bei Versicherungen

Damit werden Versicherungen für die kapitalbildende Altersvorsorge mehr und mehr zum Auslaufmodell. Denn wenn Versicherungen nur noch mit einem Zins von 0,25 Prozent kalkulieren dürfen, ist es schwer, diesen zu garantieren und zugleich ihre Kosten zu decken, die schon mal bis zu 10 Prozent der eingezahlten Beiträge ausmachen können. Zudem führt die Kapitalgarantie dazu, dass die Versicherungsanbieter nahezu kein Kapital mehr mit Renditechancen anlegen können. Genau das – renditestarke Anlagen wie Aktien – wäre aber wichtig, um attraktiv für Anleger zu sein. Es ist den Versicherern jedoch untersagt, ein Teufelskreis. Am Ende können Anleger froh sein, wenn der Versicherer sein Mindestverzinsungs-Versprechen halten kann. Unter dem Druck, auch die Altverträge mit den hohen Garantiezinsen zu bedienen, ist es nicht verwunderlich, dass manche Versicherer schon in Solvenzprobleme geraten sind. Selbst eigene Vertreter der Versicherungsbranche warnen zum Teil schon vor verstärkten Pleiten in diesem Sektor.

Private Altersvorsorge

Gesetzliche Rente reicht nicht – private Vorsorge ist ein Muss

Das ist harter Tobak. Aber ist die private Altersvorsorge damit am Ende? Nein, Altersvorsorge und Ruhestandsplanung sind aufgrund der demographischen Entwicklung wichtiger denn je. Die zukünftigen Rentner werden aus der gesetzlichen Rentenversicherung kaum noch eine ausreichende Versorgung erhalten – das ist leider so sicher wie das Amen in der Kirche und ergibt sich rein rechnerisch. Denn wenn eine Gesellschaft immer älter wird und gleichzeitig die Standards wie Renteneintrittsalter usw. gehalten werden sollen, sinkt die gesetzliche Rente automatisch. Die Rentenlücke, also die Kluft zwischen dem letzten Nettoarbeitsverdienst und der gesetzlichen Rente, wird in Zukunft wahrscheinlich noch größer, wenn nicht noch mehr Steuergelder in das System gepumpt werden als heute ohnehin schon. Wer also im wohlverdienten Ruhestand den Gürtel nicht enger schnallen möchte, der muss privat vorsorgen.     

Die Ansparphase ist enorm wichtig

Doch wie kann ich am besten vorsorgen? Wichtig ist bei dieser Frage zunächst die Unterscheidung in zwei Phasen der Altersvorsorgeplanung: die Anspar- und die Entnahmephase. Der Ansparphase kommt dabei eine ganz besonders wichtige Rolle zu – sie entscheidet darüber, wie viel Vermögen ich aufbaue, bis ich in Rente gehe.

Und das ist wichtig, denn Fakt ist: Wer im Alter gut leben will, braucht ein kleines Vermögen. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei heute geborenen Kindern bei etwa 81 Jahren, der Rentenbeginn bei aktuell 67 Jahren. Bleiben Renteneintrittsalter und Lebenserwartung so, muss ich für durchschnittlich 14 Jahre zusätzliches Kapital ansparen, um meine gesetzliche Rente aufzustocken. Wenn ich meine gesetzliche Rente beispielsweise mit 2.000 Euro pro Monat aufstocken möchte, kommen in 14 Jahren stattliche 336.000 Euro zusammen. Und die muss ich erst einmal zusammensparen.

Private Rentenversicherungen nach wie vor sehr beliebt

Ein beliebtes Instrument, um dieses Ziel zu erreichen, sind private Renten- oder Lebensversicherungen. Sie rangieren bei der idealen Altersvorsorge zusammen mit Immobilien und der staatlichen sowie der betrieblichen Rente weit vorn. Mehr als zwei Drittel der Deutschen sehen die private Lebens- und Rentenversicherung als eine ideale Form der Altersvorsorge an.[1] Bemerkenswert ist auch, dass dieser Wert von 2014 bis 2019 stark gestiegen ist.

Private Rentenversicherungen gehören zu den beliebtesten Vorsorgeformen

Doch wie geeignet sind diese Altersvorsorgelieblinge tatsächlich? Schauen wir uns dafür die beiden Phasen der Altersvorsorge einfach mal genauer an.

Versicherungen taugen nicht für die Ansparphase

In der Ansparphase kommt es darauf an, das Geld renditeorientiert anzulegen, damit sich die eingezahlten Beiträge möglichst stark vermehren. Das können Versicherungen nicht leisten, das konnten sie noch nie und können sie heute weniger denn je. Deshalb sind Aktienanlagen allein wegen ihres Renditepotenzials in der Ansparphase ein Muss, Versicherungen haben da nichts verloren – sie sind schlichtweg zu teuer, zu unflexibel und vor allem zu unrentabel.

Eine Beispielrechnung zeigt, warum Versicherungen für die Kapitalbildung nicht geeignet sind. Spare ich als Anleger über 30 Jahre monatlich 500 Euro mit einem Zinssatz von 0,9 Prozent – dem aktuellen Höchstrechnungszins der Versicherungen –, komme ich auf einen Endbetrag von 207.000 Euro. Kalkuliert mit dem zukünftigen Höchstrechnungszins von 0,25 Prozent, wird aus wenig noch weniger – das Guthaben liegt dann noch bei 187.000 Euro. Ein Problem, das sich hier besonders zeigt: Es gibt quasi keinen Zinseszinseffekt mehr – und das macht sich vor allem bei langer Anlagedauer deutlich negativ bemerkbar.

Versicherungen sind keine Kapitalanlage

Zahle ich die 500 Euro stattdessen in eine breit gestreute Kapitalmarktanlage ein, dann komme ich nach 30 Jahren etwa auf ein Endvermögen von 732.000 Euro (Erwartungswert). Natürlich gibt es keine Garantie auf dieses Endvermögen – aber ist diese Garantie wirklich mehr als 500.000 Euro wert? Ich finde, nicht. Denn selbst bei einem extrem unwahrscheinlichen Szenario, beispielsweise einem 50 %-Crash einen Tag vor der geplanten Auflösung der Anlage, bliebe mit über 360.000 Euro immer noch ein deutlich größeres Vermögen als mit garantiertem Minizins.

In der Entnahmephase können Versicherungen sinnvoll sein

In der Entnahmephase unterscheide ich zwischen zwei Lebenssituationen: In meinem ersten Szenario ist der Ruheständler auf garantierte Zahlungen bis ans Lebensende angewiesen. Diese müssen also zu 100 Prozent sicher und planbar sein. In diesem Fall – und nur in diesem Fall – kann eine Versicherung sinnvoll sein. Der Anleger würde das angesparte Kapital für eine Sofortrente in eine Versicherung einzahlen. Eine nennenswerte Verzinsung gibt es dann in der Rentenphase zwar nicht mehr, aber dafür eben eine lebenslange Rentengarantie.

Und damit bin ich auch schon in der zweiten denkbaren Lebenssituation: Bei ausreichend großem Vermögen ist vermutlich gar keine 100-prozentige Planungssicherheit nötig. In diesem Fall sollten auch in der Auszahlphase die Chancen der Kapitalmärkte genutzt werden. Warum? Die Auszahlphase ist mit 15, 20 oder noch mehr Jahren einfach viel zu lang, um auf die Chancen zu verzichten. Allerdings gilt es, die Aktienquote mit zunehmendem Alter zu verringern und so das Risiko zu reduzieren.

Eine unabhängige Beratung hilft herauszufinden, welche der beschriebenen Optionen für die persönliche Situation die am besten passende ist.

Altersvorsorge trotz sinkender Garantiezinsen so einfach wie nie

Ich wäre nicht der, der ich heute bin, wenn ich ein Fan von Versicherungen wäre – sie haben ihre Berechtigung, sind aber in Sachen Vermögensaufbau und Altersvorsorge zu unflexibel, völlig überteuert und bringen kaum Rendite. Es gibt bessere Wege, um rentierlich so viel Vermögen wie möglich für den eigenen Ruhestand aufzubauen: Aktienanlagen. So konnte man beispielsweise mit einem breit diversifizierten globalen Aktienportfolio wie dem MSCI World von 2004 bis Ende 2019 eine durchschnittliche Jahresrendite von 7,9 Prozent erzielen. Im Vergleich dazu ist die laufende Verzinsung der klassischen Lebens- und Rentenversicherung in den vergangenen Jahren stetig gesunken und lag 2019 nur noch bei 2,46 Prozent.

Durchschnittliche Jahresrendite im Vergleich seit 2004

Die erneute Absenkung des Höchstrechnungszinses macht die Lage nicht besser, im Gegenteil. Mit dem Absinken des garantierten Zinses sinkt die Attraktivität der klassischen Rentenversicherung noch weiter und die Vorsorgelücke wächst. Doch das ist kein Grund, Trübsal zu blasen. Eine zielführende private Altersvorsorge ist heute einfacher denn je – mit einer langfristigen Anlage an den weltweiten Kapitalmärkten. So kann – flexibel, günstig und rentabel – ausreichend Vermögen für einen sorgenfreien Ruhestand aufgebaut werden.

Wer mehr Risikobereitschaft zeigt, kann mit einer guten Mischung aus verschiedenen Vorsorgeprodukten mehr erreichen. Nicht ohne Grund fordern Verbraucherschützer und Finanzexperten schon seit Jahren dazu auf, die Altersvorsorge endlich mit Aktien zukunftsfest zu machen. Und ich kann mich dem nur anschließen: Aktien sind heute eine der letzten Möglichkeiten, mit einer Geldanlage wirklich Vermögen aufzubauen. Damit Ihre Ruhestandsplanung aber tatsächlich ein auskömmliches Alterseinkommen sicherstellt, reicht es nicht, lediglich verstärkt auf Aktien zu setzen. Vielmehr sollten bei der konkreten Konstruktion von Altersvorsorgedepots wissenschaftlich fundierte Qualitätsaspekte beachtet werden. Genau das ist unsere Mission.

Autor: Karl Matthäus Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Quirin Privatbank und Gründer von quirion

 

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Studie Ruhestandsplanung

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  • wie eine solide Altersvorsorge auch in Zeiten niedrigster Zinsen sichergestellt werden kann.
  • worauf Sie bei einer Aktienanlage achten sollten.
  • wie Sie das angesparte Vermögen in ein möglichst hohes Ruhestandseinkommen umwandeln können.
  • wie sich Qualitätsunterschiede bei der Vermögensanlage auswirken.

 

[1] Quelle: BEVÖLKERUNGSBEFRAGUNG der Deutsche Rentenversicherung Bund, 11. Juli 2019

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