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US-Dollar-Absicherung internationaler Aktienportfolios: 50 % Nutzen – 100 % Kosten

Prof. Dr. Stefan May
,
Leiter Anlagestrategie und Produktentwicklung
8
Minuten

Seit Jahresanfang hat sich die amerikanische Währung gegenüber dem Euro um rund 10 % abgeschwächt (siehe Abbildung 1). Eine Entwicklung, die wir schon an verschiedenen Stellen thematisiert haben.

Das Wichtigste in Kürze

  • Das durch Trump ausgelöste Zollchaos und das schwindende Vertrauen in die Weltmacht USA sorgen für einen fallenden US-Dollar.
  • Das wirft mal wieder die Frage auf, ob auf Dollar lautende Investments währungsseitig abgesichert werden sollten.
  • Hierbei empfiehlt sich bei Aktien und Anleihen eine unterschiedliche Vorgehensweise.
  • In jedem Fall aber gilt: Währungsabsicherung gibt es nicht umsonst.

Der US-Dollar schwächelt angesichts des Zollchaos, das nun auch die amerikanischen Gerichte beschäftigt. Mittlerweile stellen sich nicht wenige Investorinnen und Investoren die Frage, ob er überhaupt noch ein sicherer Anlagehafen ist. Allerdings wäre es voreilig, jetzt davon auszugehen, dass der Dollar seine Funktion als Weltleitwährung einbüßen wird.

Vor dem Hintergrund dieser jüngsten Währungsentwicklung häufen sich die Stimmen, welche auch für den Aktienanteil1 eines international aufgestellten Wertpapierportfolios eine Absicherung des dollarseitigen Währungsrisikos empfehlen.

Löst man sich von der Kurzfristbetrachtung und schaut sich stattdessen die längerfristige Entwicklung an (siehe Abbildung 2), erkennt man zum einen, dass die US-Währung im Vergleich zum Euro (seit seiner Einführung 1999) durchaus schon deutlich weniger wert war, und zum anderen, dass sie sich per saldo (in erratischer Weise) seitwärts bewegt hat.

Ideal wäre es nun natürlich, wenn man sich ganz gezielt nur in den Jahren gegen Währungsverluste absichern könnte, in denen der Dollar auch tatsächlich fällt (siehe Abbildung 3).

Dafür müsste man aber in der Lage sein, Währungsbewegungen zumindest einigermaßen zuverlässig zu prognostizieren. Umfangreiche Forschungsarbeiten zeigen jedoch eindeutig, dass dies schlichtweg unmöglich ist.

Eine Wechselkursabsicherung läuft daher zwangsläufig darauf hinaus, jede Art von Währungsveränderung zu neutralisieren, also auch solche, von denen man eigentlich profitieren würde.2 Da sich im Laufe der Jahre Auf- und Abwertungen aber in etwa die Waage halten, könnte das trotzdem sinnvoll sein.

Zinsunterschied bestimmt Absicherungskosten

Das Problem dabei ist, dass es Währungsabsicherungen nicht umsonst gibt, sondern sie vielmehr Kosten verursachen. Diese Kosten entsprechen ziemlich genau den Zinsdifferenzen zu dem Land, dessen Währungseinfluss man neutralisieren möchte. Im Falle des US-Dollars ist das der Unterschied zwischen den Zinsniveaus in den USA und Euro-Land (repräsentiert durch Bundesanleihen – siehe Abbildung 4). Je größer die Zinsdifferenz, desto höher fallen die Absicherungskosten aus.

Eine Währungsabsicherung verursacht somit – völlig unabhängig von der Währungsentwicklung – stets Kosten in Höhe der jeweiligen Zinsdifferenz. Nützlich ist sie aber nur in solchen Marktphasen, in denen die Währung auch tatsächlich fällt. In den übrigen dagegen ist sie sogar schädlich, denn sie verhindert, dass man von Dollar-Aufwertungen profitiert; kein Wunder, dass solche Strategien immer wieder für Irritation sorgen.

Lohnen sich Währungsabsicherungen? Jein!

Trotzdem kann eine Neutralisierung von Währungsbewegungen sinnvoll sein, wenn es gelingt, damit das Gesamtrisiko eines Portfolios zu verringern. Bei internationalen Anleihen beispielsweise ist das der Fall. Darum wenden wir Neutralisierungsstrategien in den Depots unserer Kunden an, um den Anleiheanteil im Rahmen unserer Vermögensverwaltungen möglichst konsequent gegen Währungsverluste zu schützen.

Bei Aktien verhält es sich jedoch anders. Hier ist durch die Eliminierung des Währungsrisikos keine systematische Reduktion des Gesamtrisikos möglich, wie der folgende Vergleich der Volatilität eines abgesicherten internationalen Aktienindex (MSCI World Index, der zu gut 70 % US-Aktien beinhaltet) mit der einer ungesicherten Variante zeigt (siehe Abbildung 5).

Die Grafik zeigt, dass einmal die eine und dann wieder die andere Variante die Nase vorne hat, ohne dass eine systematische Risikoreduktion erkennbar wäre. Das bedeutet, dass der so oft ins Feld geführte Grund für eine Währungsabsicherung, die Risikominderung, bei Aktien einem objektiven Faktencheck nicht standhält, so intuitiv einleuchtend er auch sein mag.

Wir können daher festhalten: Die dauerhafte Währungsabsicherung des Aktienanteils eines internationalen Wertpapierportfolios

  • schützt nur in ungefähr der Hälfte aller Marktphasen vor Währungsverlusten
  • verhindert andererseits aber mögliche Währungsgewinne
  • verursacht dagegen in allen Marktphasen Absicherungskosten in Höhe des Zinsunterschieds zum Ausland
  • reduziert nicht das Gesamtrisiko des Portfolios

Daraus folgt, dass die permanente Absicherung eines Portfolios gegen Währungsrisiken dessen Wertentwicklung auf längere Sicht aller Wahrscheinlichkeit nach negativ beeinflussen wird. Genau das hat sich in der Vergangenheit immer wieder bestätigt, was sich auch in nachfolgender Grafik zeigt, in der die Wertentwicklung eines globalen und währungsgesicherten Aktienindex (MSCI World Index) einer ungesicherten Variante gegenübergestellt wird.

Fazit

  • Die chaotische Trump-Politik sorgt aktuell für einen schwachen US-Dollar.
  • Das wirft nicht zum ersten Mal die Frage auf, ob auf Dollar lautende Investments währungsseitig abgesichert werden sollten.
  • Im Gegensatz zu Anleihen ist das für Aktien wenig sinnvoll, da dadurch die Risiken des Gesamtdepots nicht reduziert werden können.
  • Stattdessen entstehen in allen Marktphasen teils hohe Absicherungskosten, was die langfristige Wertentwicklung nachhaltig beeinträchtigen kann.

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1 Dass der Anleiheanteil eines internationalen Depots gegen Währungsrisiken abgesichert werden sollte, darüber ist man sich sowohl in der Wissenschaft als auch in der Investmentpraxis weitgehend einig.

2 Das gilt für die übliche Form der Währungssicherung mittels sogenannter Devisentermingeschäfte. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, Devisenoptionen zu nutzen, bei denen die Sicherung tatsächlich nur bei Abwertungen greift. Das ist jedoch sehr teuer und nur unter ganz bestimmten Konstellationen sinnvoll, die für Privatanlegerinnen und Privatanleger in der Regel keine Rolle spielen.

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Über den Autor
Prof. Dr. Stefan May

Prof. Dr. Stefan May ist als Leiter Anlagestrategie und Produktentwicklung seit 2014 bei der Quirin Privatbank tätig und hat jahrzehntelange Erfahrung in der Kapitalmarktpraxis. Er ist zudem seit rund 30 Jahren Professor für Finanzmarktanalyse und Portfoliomanagement an der Technischen Hochschule Ingolstadt (mittlerweile emeritiert). Prof. May hatte maßgeblichen Anteil an der Einführung unseres auf wissenschaftlichen Erkenntnissen der Kapitalmarktforschung basierenden Anlagekonzepts. Als Vorsitzender des Anlageausschusses der Bank ist er – gemeinsam mit dem Team der Vermögensverwaltung – nach wie vor für die fortlaufende Gestaltung und Optimierung der Anlagestrategien verantwortlich.

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