Vermutlich würden auch Sie jeden Bäcker für nicht zurechnungsfähig erklären, der Ihnen alte Brötchen zu einem höheren Preis verkaufen will als frische Ware; und der Ihnen auch noch erklärt, dass dies von der Mehrzahl seiner Kunden auch akzeptiert wird. Doch es gibt eine Branche, in der sich die Sache ähnlich verhält – die Fonds-Industrie.
Stellen Sie sich vor, Sie gehen morgens zum Bäcker, um frische Frühstücksbrötchen zu kaufen. Im Laden stellen Sie verwundert fest, dass die Ware vom Vortag, die dort ebenfalls noch verkauft wird, sogar um 50 Prozent teurer ist als die frische Ware. Als Sie den Bäcker auf die falsche Auszeichnung aufmerksam machen, erklärt Ihnen dieser, dass es sich dabei nicht um einen Fehler handele, sondern alles seine Richtigkeit habe: Die alten Brötchen würden aufgrund ihrer Zwischenlagerung deutlich mehr Aufwand verursachen und deshalb entsprechend teurer angeboten. Im Übrigen würden die meisten Kunden dies auch akzeptieren und bevorzugt die alten, teuren Brötchen kaufen.
Absurd? Unmöglich? Beim Bäcker sicher. Und doch gibt es eine Branche, in der seit Jahrzehnten eine ähnlich absurde Situation herrscht – die Fonds-Industrie. Nach wie vor verkaufen sich aktiv gemanagte (das heißt auf Basis kurz- und mittelfristiger Prognosen von Fondsmanagern gesteuerte) Investmentfonds deutlich besser als indexnahe Anlagen, welche nach wissenschaftlichen Kriterien strukturiert sind und nicht auf Vorhersagen zu Marktentwicklungen setzen. Und dies, obwohl die aktiv gemanagten Fonds in der Regel bis zu viermal teurer sind und eine deutlich schlechtere Wertentwicklung vorweisen.
Nun wird mancher Leser vielleicht einwenden, dass dies wohl etwas übertrieben sei: Man könne ja wohl kaum davon ausgehen, dass teure Investmentfonds grundsätzlich und systematisch eine schlechtere Wertentwicklung hätten. Schließlich seien höhere Gebühren durch aufwendige Analyse- und Recherche-Aktivitäten der Fondsmanager verursacht, welche letztlich auch zu einer besseren Wertentwicklung führen müssten.
Und genau hier, liebe Leser, irren Sie sich, so unglaublich dies auch scheinen mag. Die unabhängige wissenschaftliche Finanzmarktforschung belegt seit Jahrzehnten immer wieder zweierlei: erstens, dass aktiv gemanagte Investmentfonds mehrheitlich eine schlechtere Performance aufweisen als wissenschaftlich strukturierte Anlagen, und zweitens, dass in der Gruppe aktiv gemanagter Fonds die teuren genau diejenigen mit der geringsten Performance sind.
Eine der neueren Studien hierzu (vom August 2018) kommt aus dem Hause Morningstar, einem Unternehmen, welches regelmäßig die Fonds-Industrie durchleuchtet. Eines der zentralen Ergebnisse: In den letzten zehn Jahren hatten nur 20 Prozent aller aktiv gemanagten Aktienfonds eine bessere Wertentwicklung als vergleichbare, indexnahe Anlagen (Outperformance). Greift man nun aus der Gruppe aller aktiven Fonds jeweils die 20 Prozent der teuersten und günstigsten heraus, zeigt sich das behauptete Ergebnis: Das Fünftel der günstigsten aktiven Fonds hatte eine Outperformance-Quote von 60 Prozent, das Fünftel der teuersten hingegen nur 22 Prozent. Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst.
Anteil der Outperformer gegenüber indexnahen Anlagen
… unter allen aktiven Fonds:
… unter den 20 % der teuersten aktiven Fonds:… unter den 20 % der günstigsten aktiven Fonds:20 %22 %60 %
Quelle: De Larminat, P., Masarwah, A., 2018, Wie erfolgreich sind aktiv verwaltete Fonds? Das Morningstar Aktiv-Passiv-Barometer, Morningstar Inc. (verfügbar unter: http://www.morningstar.de/de/news/169858/wie-erfolgreich-sind-aktiv-verwaltete-fonds-das-morningstar-aktiv-passiv-barometer.aspx)
Die Zahlen zeigen, dass die eingangs erwähnte „Bäcker-Analogie“ durchaus nicht so abwegig ist. Ein wesentlicher Unterschied jedoch besteht: Schlechte Investmentfonds sind nicht so leicht zu erkennen wie alte Brötchen.
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