Zu den markantesten Krisen der jüngeren Vergangenheit zählen sicher die Corona-Pandemie, die durch Russland ausgelöste Energiekrise und – relativ kurzfristig – die diversen Eskapaden der US-Regierung, allen voran die Trump’sche Zollkeule.
Resistente Aktienmärkte
All dies haben die globalen Aktienmärkte bis heute gut verkraftet – seit Anfang 2019 ist sogar eine sehr erfreuliche Wertentwicklung zu verzeichnen. Die nachfolgende Grafik verdeutlicht, dass selbst harsche Rückschläge relativ schnell ausgebügelt wurden. Von den erschütternden Geschehnissen im Nahen Osten wurden die Weltbörsen sogar fast überhaupt nicht tangiert.
Insgesamt hat sich die Weltwirtschaft als sehr anpassungsfähig erwiesen. Viele Unternehmen konnten sich relativ schnell und erfolgreich mit teils drastisch geänderten Rahmenbedingungen arrangieren.
Das Märchen vom guten Timing
Bemerkenswert an diesen Entwicklungen ist vor allem, dass die Umkehrbewegungen an den Aktienmärkten bereits dann einsetzten, als die Nachrichten- und Stimmungslage noch recht düster war. Genau deshalb werden sie von den aktiven Fonds auch regelmäßig verpasst, was ihnen die Wertentwicklung verhagelt. Das unterstreicht einmal mehr, dass es unmöglich ist, Anlageentscheidungen so treffsicher zu „timen“, dass daraus verlässlich eine überdurchschnittliche Wertentwicklung resultiert. Das gilt vor allem auch in turbulenten Börsenzeiten. Gerade in solchen Zeiten werden aber Fondsmanagerinnen und -manager nicht müde, die Vorzüge ihres sogenannten aktiven Management-Ansatzes hervorzuheben – also Timing und Einzeltitelauswahl auf Basis von kurz- und mittelfristigen Markteinschätzungen.
Dabei geht es durchaus nicht immer um bessere Wertentwicklungen. Als verkäuferisch besonders erfolgreich hat sich die Behauptung der aktiven Fondsindustrie erwiesen, Anlegerinnen und Anleger in Krisenzeiten vor größeren Einbrüchen schützen zu können. Auch das ist durch die Fakten in keinster Weise gedeckt. Aktiv gemanagte Fonds weisen in der Regel eine schlechtere Rendite bei sogar erhöhten Risiken auf. Die jüngste Börsenhistorie ist dafür ein schönes Beispiel, das auch von längerfristigen Studien bestätigt wird.
Aktive Fonds enttäuschen im Schnitt in allen Marktphasen
Doch zurück zur Renditebetrachtung: Eine aktuelle Auswertung des Fondsanalysehauses Morningstar1 zeigt, wie sich eine Vielzahl von aktiv gemanagten Fonds in verschiedensten Aktienkategorien gegenüber vergleichbaren indexorientierten Fonds (ETFs) nach Kosten geschlagen hat. Ergebnis: Auch in den letzten (stürmischen) Anlagejahren hat es die deutlich überwiegende Zahl aktiver Fonds nicht geschafft, besser abzuschneiden als entsprechende ETFs (bei denen ein konstantes „Investiertsein“ über die Anlagedauer unterstellt wurde). Neben falschen Anlageentscheidungen liegt das auch maßgeblich an den deutlich höheren Managementgebühren, die im Schnitt locker das Vierfache ausmachen (gem. jüngeren Studien 1,35 % versus 0,35 % p. a. bei Aktienfonds2).
Übrigens: Wenn aktiv gemanagte Fonds im Laufe der Jahre aufgelöst oder mit anderen Fonds fusioniert werden, dann geschieht dies in aller Regal aufgrund von Erfolglosigkeit. Von daher ist es absolut berechtigt, sie den Verlierern zuzurechnen.
Gegen diese Art von Untersuchungen wird häufig eingewendet, dass es ja egal sei, ob der Anteil überdurchschnittlicher Fonds klein ist oder nicht; Hauptsache, man investiert in einen der Gewinner. Dieses Argument greift jedoch zu kurz, denn der Kreis der Gewinner-Fonds ist nicht nur klein, sondern auch in hohem Maße instabil. Mit anderen Worten: Die Gewinner sind immer andere Fonds. Letztlich wechseln sich erfolgreiche aktive Fonds im Zeitverlauf immer wieder ab – und zwar in unkalkulierbarer Art und Weise.
Hier liegt der große Unterschied zwischen einer guten Performance bei aktiv gemanagten Fonds und in anderen Lebensbereichen: Gute Ärztinnen, Automechaniker oder Köche halten ihr Leistungsniveau für gewöhnlich auch über längere Zeit. Bei aktivem Fondsmanagement geben gute Leistungen in der Vergangenheit aber eben keine validen Hinweise auf die zu erwartende Performance. Auch das wird durch Kapitalmarktstudien immer wieder eindrucksvoll belegt.
Heute Gewinner – morgen Verlierer?
Eine aktuelle Studie des Finanzdienstleisters S&P Global hat über 3.000 aktiv gemanagte und in Europa zugelassene Aktienfonds auf die Konsistenz ihrer Anlageerfolge in den letzten 6 Jahren hin untersucht3. Unter anderem stand dabei im Fokus, wo diejenigen Fonds, die in den ersten drei Jahren des Untersuchungszeitraums (2019 bis 2021) zum besten Viertel (1. Quartil) zählten, in den darauffolgenden drei Jahren in der Rennliste landeten.
Ernüchterndes Ergebnis aus Sicht der aktiven Fondsindustrie, das durch die nachfolgende Grafik veranschaulicht wird: Fast 40 % der Top-Fonds der ersten Jahre landeten in der Periode von 2022 bis 2024 im letzten Viertel der Tabelle. Dazu kommen noch einmal rund 10 %, die in dieser Zeit abgewickelt wurden, in aller Regel wegen Erfolglosigkeit. Rund die Hälfte der Fonds wurde also aus der Favoritengruppe ans Ende der Tabelle katapultiert. Nur 13 % der Top-Fonds der ersten Periode landeten auch im darauffolgenden Zeitabschnitt vorn4. Eine ähnliche Quote würde sich bei einer rein zufälligen Auswahl ergeben. Ob diese 13 % ihren Erfolg in der Zukunft halten können, steht daher in den Sternen.
Eine unmittelbare und wichtige Konsequenz dieser und ähnlicher Untersuchungen ist daher: Die bei Anlegern und Presse so beliebten Fonds-Rankings haben keinerlei Aussagekraft für die Zukunft. Sie sind sogar gefährlich, landen doch nicht selten die Favoriten von gestern morgen auf den hinteren Plätzen.
Ein weiteres herausforderndes Jahr
Auch im laufenden Jahr dürfte es aktiven Fonds sehr schwerfallen, ihre Vergleichsindizes zu schlagen. Die Aktienmärkte haben bereits einige Kapriolen geschlagen und die eine oder andere Entwicklung hat so manches Fondsmanagement-Team auf dem falschen Fuß erwischt.
Dazu zählen wir z. B. das sehr schnelle Einknicken von Donald Trump im Zoll-Streit Anfang April und die relative Schwäche der lange Zeit überaus beliebten US-High-Tech-Aktien (speziell der sog. Magnificent Seven) gegenüber dem breiten US-Markt.
Auch die Vehemenz der Outperformance von europäischen und speziell auch deutschen Aktien gegenüber US-Titeln, vor allem unter Berücksichtigung der zusätzlichen Dollar-Schwäche, hat viele überrascht. Und genauso überraschend wird auch die Trendumkehr kommen, die jederzeit einsetzen kann – aller aktuellen Dollar-Skepsis zum Trotz.
Die folgende Grafik illustriert die DAX-Outperformance seit Jahresbeginn eindrücklich, zeigt aber auch, dass sich das Ganze auf 5-Jahres-Sicht deutlich relativiert.
Sowohl die jüngste Kapitalmarktentwicklung als auch langfristig angelegte Studien unterstreichen: Auch in turbulenteren Börsenphasen, wie wir sie derzeit erleben, sollte man sich bei seinen Anlageentscheidungen nicht von aktuellen Entwicklungen sowie kurz- und mittelfristigen Einschätzungen leiten lassen. Ein länder- und branchenübergreifend breit gestreutes Aktienportfolio, das sich an der weltweiten Marktkapitalisierung orientiert5, ist und bleibt erste Wahl.