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Starkes Börsenjahr 2024 – ist nun eine Korrektur fällig?

Prof. Dr. Stefan May
,
Leiter Anlagestrategie und Produktentwicklung
4
Minuten

Das Börsenjahr 2024 neigt sich deutlich dem Ende entgegen und es wird höchst wahrscheinlich ein sehr erfreulicher Jahrgang – speziell mit Blick auf die Aktienmärkte. Regional gesehen durchaus differenziert, insgesamt aber präsentieren sich die einzelnen Märkte bzw. Indizes sehr freundlich: Der DAX rund 20 % im Plus, der Euro Stoxx 50 – etwas gebremst – rund 10 % vorn und der amerikanische S&P 500 Index glänzt kurz vor dem Jahresende (Stand: 17.12.2024) gar mit knapp 27 % Zuwachs. Eine Entwicklung übrigens, die kaum jemand zu Jahresbeginn vorausgesagt hatte.

Das Wichtigste in Kürze

  • Im ablaufenden Jahr zeigten sich die Aktienmärkte einmal mehr sehr widerstandsfähig und glänzten mit Wertzuwächsen zwischen 10 % und weit über 20 %.
  • Entgegen weitverbreiteten Vorstellungen sind zweistellige Zuwächse historisch gesehen erstaunlich oft aufgetreten.
  • Korrekturphasen dagegen – obwohl letztlich unvermeidbar – ließen oft länger auf sich warten, als man vermuten mag.
  • Insbesondere gibt es keinen Grund, die Wahrscheinlichkeit einer Marktkorrektur nach einer extrem guten Börse höher einzuschätzen als sonst.
  • Marktentwicklungen sind und bleiben unprognostizierbar – auch nach extrem guten Börsenjahren.

So erfreulich sehr positive Aktienjahre auch sind, so werfen sie doch regelmäßig die Frage auf, ob danach nicht mit höherer Wahrscheinlichkeit eine stärkere Korrektur folgen müsste.

In diesem Zusammenhang halten wir folgendes Schaubild für aufschlussreich. Es zeigt (Stand: 17.12.2024) die prozentuale Wertentwicklung des S&P 500 Index1  für jedes der vergangenen 97 Jahre – gruppiert jeweils in Schritten von zehn Prozentpunkten2.

Recht deutlich fällt zunächst die Rechtslastigkeit der Renditeverteilung auf. Lediglich in einem knappen Drittel aller Fälle ergab sich ein Jahresverlust. In gut zwei Dritteln dagegen resultierte Gewinn. Das ist schon einmal eine erfreuliche Erkenntnis, die unterstreicht, dass die durchschnittliche Wertentwicklung insgesamt positiv und der Aktienmarkt eben kein Null-Summen-Spiel ist. Dieses Ergebnis sollte nicht allzu sehr überraschen.

Etwas überraschender ist womöglich, dass Zuwächse im einstelligen Bereich gar nicht so häufig sind (in nur 16 von insgesamt 97 Jahren), was man angesichts eines langfristigen Durchschnittswertes von rund 8 % p. a. ja durchaus vermuten könnte. Es sind aber die zweistelligen Wertzuwächse (zwischen 10 und 20 % bzw. 20 und 30 %), die am häufigsten vorkommen.

Beachtenswert ist auch, dass selbst nach Jahren mit extrem guter Performance zwischen 20 und 50 % überwiegend positive Jahre folgten, nämlich in 18 von insgesamt 27 Fällen. Der Mittelwert aller dieser Folgejahre lag bei immerhin 6,7 %, also nicht allzu weit unter dem Gesamtdurchschnitt.

Es ist also alles andere als ausgemacht, dass auf ein sehr starkes Aktienjahr ein schwaches folgen muss. Zwar sind Korrekturen letztlich unvermeidbar, prognostizieren lassen sie sich aber leider nicht. Dies wird durch eine Vielzahl empirischer Studien bestätigt: Anlagestrategien, die versuchen, solchen Korrekturphasen auszuweichen, weisen letztlich eine schlechtere Wertentwicklung3 auf als Strategien, die konsequent investiert bleiben. Um ein berühmtes Zitat von John Maynard Keynes zu paraphrasieren: Es ist die Pflicht eines jeden Aktieninvestors, Korrekturphasen durchzustehen. Dem ist nichts hinzuzufügen, außer vielleicht: … denn nur dann kann er gute Erträge ernten.

Fazit

  • Deutlich zweistellige Wertentwicklungen innerhalb eines Aktienjahres sind keine Ausnahmeerscheinung.  
  • Auf ein solches Rallye-Jahr folgte in der Vergangenheit überwiegend ein weiteres positives Jahr.  
  • Wie nicht anders zu erwarten, stellten sich dennoch über kurz oder lang Korrekturen ein und sie fielen teils auch sehr heftig aus.
  • Der Versuch solche Korrekturphasen gezielt zu umschiffen, gleicht aber einem Glückspiel und trübt letztlich nur die Renditeperspektiven.
  • Auf Dauer werden Schwächephasen deutlich überkompensiert. Wer langfristig diszipliniert am Aktienmarkt investiert bleibt, besitzt aus unserer Sicht auch zukünftig hohe Renditechancen.

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Kurz vor dem Jahreswechsel ist es Zeit, das alte Jahr Revue passieren zu lassen. Welche Themen haben bei den Leserinnen und Lesern von „Mays Logbuch“ am besten verfangen, was war an den Märkten los und wie erfolgreich war 2024 aus Anlegersicht? Diese und weitere Fragen beantwortet Prof. Dr. Stefan May, Leiter Produktentwicklung und Anlagestrategie, im Interview.

1 Für den S&P 500 sowie den wesentlich schlechter gestreuten Dow Jones Industrial Index (nur 30 Einzeltitel) liegen die längsten Datenreihen vor.
2 Die im Folgenden beschriebenen Zusammenhänge lassen sich auch auf sonstige weltweit streuende Indizes übertragen. Aufgrund seiner langen Datenhistorie veranschaulichen wir unsere Argumentation anhand des US-Aktienmarktes.
3 Selbstverständlich gibt es immer wieder Strategien, die damit manchmal auch erfolgreich sind. Diese Erfolge sind jedoch immer zufällig, d. h., es sind statistisch nicht signifikante Ergebnisse. Dementsprechend sind auch immer wieder andere Strategien erfolgreich.

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Über den Autor
Prof. Dr. Stefan May

Prof. Dr. Stefan May ist als Leiter Anlagestrategie und Produktentwicklung seit 2014 bei der Quirin Privatbank tätig und hat jahrzehntelange Erfahrung in der Kapitalmarktpraxis. Er ist zudem seit rund 30 Jahren Professor für Finanzmarktanalyse und Portfoliomanagement an der Technischen Hochschule Ingolstadt (mittlerweile emeritiert). Prof. May hatte maßgeblichen Anteil an der Einführung unseres auf wissenschaftlichen Erkenntnissen der Kapitalmarktforschung basierenden Anlagekonzepts. Als Vorsitzender des Anlageausschusses der Bank ist er – gemeinsam mit dem Team der Vermögensverwaltung – nach wie vor für die fortlaufende Gestaltung und Optimierung der Anlagestrategien verantwortlich.

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