Der Startschuss – die ersten ETFs
Vor ziemlich genau 25 Jahren, am 11. April 2000, wurden in Deutschland die beiden ersten ETFs an der Börse notiert. Der Handelsplatz XETRA war damit der erste für ETFs in Europa – und ist seitdem der Marktführer: Gelistet wurden ein EURO-STOXX-50-ETF (Aktien Euroland) und ein STOXX-50-Europe-ETF (Aktien Gesamteuropa). Herausgeber war die US-Investmentbank Merrill Lynch.
Diese neuen Produkte ermöglichten es Anlegerinnen und Anlegern hierzulande erstmals, sich mit einem Investmentfonds die Wertentwicklung eines Finanzindexes ins Depot zu holen. Wie das im Wesentlichen funktioniert, zeigt die folgende Grafik.
Die Erfolgsstory nimmt ihren Lauf
Was in den Anfängen zunächst als Nischenprodukt für institutionelle Investoren gedacht war, wurde durch die zunehmende Bekanntheit nach und nach auch von breiteren Anlegerschichten erschlossen. Nach Anlaufproblemen wuchs der Markt im Zeitverlauf rasant: Immer mehr Anbieter kamen hinzu, die Produktpalette wurde diversifiziert, und die Handelsvolumina stiegen kontinuierlich.
Heute sind ETFs aus dem Anlageuniversum nicht mehr wegzudenken. Sie sind mittlerweile eine feste Größe im Portfolio vieler Privatanlegerinnen und -anleger – sei es für die Altersvorsorge oder im Rahmen des Vermögensaufbaus. Als ETF-Verfechter der ersten Stunde erfreut uns diese Entwicklung natürlich sehr.
Die folgenden Grafiken verdeutlichen diese Erfolgsstory.
ETFs – ein ganzes Bündel an Vorteilen
Ein wesentlicher Treiber der rasanten Entwicklung sind die zahlreichen Vorteile, die ETFs im Vergleich mit einzelnen Aktien oder Anleihen bieten, insbesondere aber auch gegenüber klassischen, aktiv gemanagten Investmentfonds.
Zunächst zeichnen sich ETFs durch sehr niedrige Kosten aus, da sie keine großen und teuren Fondsmanagement-Teams und deutlich weniger Handelstransaktionen benötigen. Zudem sind sie flexibel an der Börse handelbar.
Wie alle Investmentfonds gelten auch ETFs als Sondervermögen und werden somit rechtlich vom Vermögen der Fondsgesellschaft getrennt. Damit steht das Fondsvermögen den Anlegerinnen und Anlegern auch im Insolvenzfall zu und fällt nicht in die Konkursmasse der Fondsgesellschaft.
Außerdem sorgen ETFs für eine deutlich bessere Diversifikation, sprich Risikostreuung, als ein Investment in einzelne oder in eine Handvoll Aktien oder Anleihen. Wer beispielsweise einen DAX-ETF kauft, investiert mit einem einzigen Fonds in die 40 größten Unternehmen Deutschlands. Damit reduziert sich die Abhängigkeit vom Wohl und Wehe einzelner Aktien erheblich. Die Talfahrt eines Unternehmens schlägt dadurch weitaus weniger zu Buche als bei Einzelinvestments, wo die Folgen dramatisch sein können, bis hin zum Totalverlust. Durch die Kombination mehrerer ETFs, die in unterschiedliche Märkte und Segmente investieren, kann der Diversifizierungseffekt noch erheblich gesteigert werden.
Den Vorteil der Risikostreuung bieten grundsätzlich zwar auch aktiv gemanagte Fonds, ihre Ergebnisse hinken aber auf Dauer der ETF-Performance hinterher – ein weiterer grundlegender Vorteil von ETFs.
Wissenschaftliche Analysen belegen immer wieder, dass es den meisten Management-Teams aktiver Fonds nicht gelingt, ihren jeweiligen Vergleichsindex (Benchmark) zu schlagen. Dies zeigt auch der jüngste SPIVA1-Bericht 2024 für in Europa zugelassene Aktienfonds: Abhängig von Zeithorizont und Anlageregion scheitern zwischen 72 und 97 % der betrachteten Fonds an ihrer Benchmark. Die Ursachen dafür sind hohe laufende Fondskosten sowie falsche Investmententscheidungen (schlechtes Timing, zu geringe Streuung, falsche Titelauswahl).
Natürlich gibt es immer auch aktive Fonds, die sich besser als ihr Vergleichsindex entwickelt haben. Von daher liegt es nahe, bei der Auswahl von Investmentfonds auf diese Gewinner zu vertrauen. Das greift jedoch zu kurz. Eine gute Wertentwicklung der Vergangenheit lässt sich nämlich nicht in die Zukunft fortschreiben – nicht einmal mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit. Letztlich wechseln sich die Outperformer-Fonds laufend ab – und das eben in unkalkulierbarer Weise. Dies dürfte einer der Hauptgründe dafür sein, warum immer mehr Investorinnen und Investoren mittlerweile zu ETFs greifen. Gemäß der Statistik des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI) lag der ETF-Anteil am deutschen Fondsmarkt per Ende 2024 bei immerhin rund 20 %. Gleichwohl besteht hier im Sinne vernünftiger Investments noch genug Luft nach oben. In den USA liegt der Marktanteil indexorientierter Fonds mittlerweile bei über 50 %.
Grundsätzlich sind ETFs also das ideale Anlageinstrument für eine rationale Vermögensanlage nach wissenschaftlichen Grundprinzipen. Ihre ganzen Vorzüge können sie aber nur entfalten, wenn man sie vernünftig nutzt.
Auf die richtige Handhabung kommt es an
Die vernünftige Nutzung von ETFs umfasst im Wesentlichen die folgenden Aspekte:
Disziplinierte Anlagestrategie
Die beste ETF-Zusammenstellung nutzt nichts, wenn man sie auf Basis von Prognosen oder Marktentwicklungen andauernd verändert. Der große Vorteil einer auf Dauer überlegenen Performance kann sich nur entfalten, wenn man längerfristig investiert bleibt. Wer mit ETFs dauernd handelt, begeht am Ende die gleichen Fehler wie aktive Fonds – und lässt letztlich Rendite liegen.
Fokus auf wirklich sinnvolle ETFs
Die schiere Menge an verfügbaren ETFs bringt es mit sich, dass es mittlerweile auch eine Reihe von Produkten gibt, von denen man sich besser fernhalten sollte. So sind z. B. Produkte, welche kleinste Schwellenländer oder die Schwankungsintensität von Märkten (Volatilität) abbilden oder gar auf fallende Indizes setzen, nichts als Spielerei – und somit höchst risikoreich.
Mittlerweile gibt es sogar schon ETFs, mit denen man auf bestimmte aktive Anlagestrategien setzen kann. Das widerspricht zwar völlig ihrer eigentlichen Idee, lässt sich aber offenbar gut verkaufen – als Wolf im Schafspelz sozusagen.
Ein ETF allein reicht nicht aus
Ein oft diskutiertes Thema unter Anlegerinnen und Anlegern ist die Wahl des einen, möglichst idealen ETFs. Aber die Grundidee der ETF-Anlage war und ist bis heute nicht, dass man mit nur einem einzigen Produkt eine tragfähige Anlagestrategie auf die Beine stellt. Denn wie auch immer ein solches Produkt im Einzelnen aussehen mag, konstruktionsbedingt holt man sich damit zu hohe und vor allem unnötige Risiken ins Depot.
Das gilt auch für die im Aktienbereich allseits beliebten MSCI-World-ETFs. Der entsprechende Index bildet nämlich – entgegen einer verbreiteten Annahme – nicht die gesamte Weltwirtschaft ab. Stattdessen enthält er nur Aktien aus 23 Industrieländern. Obwohl er insgesamt fast 1.400 Aktien beinhaltet, machen die zehn größten Positionen – aktuell vorwiegend US-Technologiewerte – übermäßige 23 % Indexgewicht aus. Weitere Defizite zeigt die folgende Grafik.
Das Etikett „World“ alleine gewährleistet also keineswegs, dass man mit dem entsprechenden Produkt auch tatsächlich breit diversifiziert in die ganze Welt investiert. Für eine ausgewogene Portfoliostruktur ist es unabdingbar, zusätzliche ETFs beizumischen, die auch Schwellenländer, wie China oder Korea, und weitere Aktiensegmente, wie Nebenwerte oder Momentumaktien, abbilden.
Die Königsdisziplin der Aktien-ETF-Auswahl besteht darin, möglichst exakt den globalen Gesamtmarkt gemäß seiner Marktkapitalisierung abzubilden. Auch ein solches Portfolio kann in extremen Marktphasen deutlich an Wert verlieren, Sie können sich aber sicher sein, dass es keine unnötigen Kursverluste produziert.
Ein Blick in die Zukunft
Wir gehen davon aus, dass die Erfolgsgeschichte der ETFs in Deutschland fortgeschrieben wird. Die Nachfrage nimmt weiter zu und vernünftige Produktinnovationen könnten den Markt noch weiter voranbringen. Ein sinnvolles Wachstumsfeld ist auch die ETF-Vermögensverwaltung, die Anlegerinnen und Anlegern den Zugang zu einer professionell gemanagten, diversifizierten Strategie ermöglicht. Die Quirin Privatbank gehörte bereits früh zu den Vorreitern von ETF-Strategien und bietet bereits seit 2011 Vermögensverwaltungen an, die ausschließlich in indexorientierte Produkte investieren.