Die Aktienmärkte werden seit jeher von Mahnern und Zweiflern begleitet. Kein Jahr vergeht, ohne dass mehr oder weniger laute Abgesänge auf die Börsenentwicklung erklingen. Würde man sich als Anleger konsequent danach richten, könnte man seine Investitionsüberlegungen getrost an den Nagel hängen. Es finden sich eben immer vermeintlich gute Gründe, warum es gerade keine gute Idee ist, in Aktien zu investieren bzw. investiert zu sein. Das heißt im Umkehrschluss natürlich nicht, dass die Mahner zwischenzeitlich nicht auch einmal recht haben. Es passiert aber letztlich viel seltener, als viele Aktienmarktskeptiker denken.
Auch die letzten zehn Jahre waren immer wieder geprägt von Unkenrufen, die eine längere Durststrecke voraussagten. Die vermeintlich triftigen Gründe dafür waren im Zeitverlauf ganz unterschiedlich: Rückkehr der Euro-Krise, diverse Allzeithochs, globale Verschuldungslage oder auch ganz aktuell (wieder) die chinesische Immobilienblase, die Überbewertung amerikanischer Technologieaktien oder Inflationstendenzen. Die komplette Liste der Stichwörter ist noch deutlich länger und zuvorderst finden sich die immer wieder ausgerufene und dann einkassierte Zinswende und natürlich die weltweite Pandemie.
Ohne Frage: Jeder Aspekt hat schon für sich genommen das Potenzial, die Aktienmärkte ins Minus zu ziehen – auch stärker und für längere Zeit. Was man sich aber immer deutlich vor Augen führen muss, wenn man als Anleger mit entsprechenden Berichten konfrontiert wird, sind folgende Aspekte:
Das klingt selbstverständlich, wird aber im Überschwang der Anlegeremotionen oftmals ausgeblendet – vor allem in turbulenten Marktphasen. Da kommt schnell der Gedanke auf: Jetzt kann es nur noch abwärtsgehen. Die Ratio hat dann einen schweren Stand – und das in aller Regel deutlich zum Nachteil des Anlegers.
Trotz all der genannten Belastungsfaktoren blicken wir heute im Durchschnitt auf zehn nicht nur positive, sondern sogar außergewöhnlich gute Aktienjahre zurück. So konnte das global und breit gestreute Aktienportfolio „Markt“ der Quirin Privatbank in dieser Zeit knapp 10 % p. a. an Rendite vereinnahmen – und das nach Abzug sämtlicher Kosten.
Die folgende Grafik illustriert diese Entwicklung unserer prognosefreien und indexorientierten Vermögensverwaltung „Markt“ mit 100 % Aktienanteil. Die Rendite nach Standard-Honorar und Produktkosten betrug zum Stichtag 30.09.2021 letztlich 9,87 % p. a.
Das erzielte Ergebnis ist im Vergleich zu sehr langfristigen historischen Renditen an den Aktienmärkten ein starkes Ergebnis. Betrachtet man z. B. die letzten 30 Jahre, so ließen sich hier an den globalen Aktienmärkten im Schnitt 8,2 % p. a. Rendite erzielen (gemessen an einem repräsentativen Mix aus Industrie- und Schwellenländeraktien).
Selbst das ist eine Größenordnung, die nach unserer Überzeugung bereits an der Obergrenze dessen liegt, was Anleger auch aufgrund ökonomischer Überlegungen für das Eingehen der Risiken einer breit gestreuten Aktieninvestition erwarten können.
Die relativ starke Rendite der letzten zehn Jahre liegt offenkundig auch darin begründet, dass intensivere und längere Krisenphasen an den Aktienmärkten, wie wir sie nach dem Platzen der Technologieblase ab dem Jahr 2000 und infolge der Weltwirtschaftskrise 2008 erlebt haben, zuletzt ausgeblieben sind.
Die erfreulichen Ergebnisse der jüngeren Vergangenheit geben also auch Anlass, sich bewusst zu machen, dass es in Zukunft auch wieder einmal massivere Einschläge an den Aktienmärkten und damit auch im längeren Durchschnitt etwas schwächere Aktienmarktrenditen als zuletzt geben kann – wann und auf Basis welcher Entwicklungen das geschieht, ist allerdings grundsätzlich nicht vorhersehbar.
Ist das ein Grund, sich von den Aktienmärkten zu verabschieden oder zumindest die persönliche Aktienquote nach unten zu justieren? Die Antwort lautet ganz klar: nein. Denn wann ein solcher Einschlag passiert, liegt eben völlig im Unklaren. Es ist ziemlich sicher, dass er irgendwann kommt, aber das kann auch in fernerer Zukunft sein, als sich das viele Pessimisten heute vorstellen können. Nur weil wir zehn Jahre ohne lange Durststrecke hinter uns haben, heißt das nicht, dass wir bald auf dem Trockenen sitzen (siehe dazu auch: „Allzeithochs an den Aktienmärkten – Einstieg sinnlos? Oder gar Zeit auszusteigen?“.
Wie schwierig, ja im Prinzip unmöglich es ist, Aus- und Wiedereinstiege an den Aktienmärkten gut abzupassen, sprich zu „timen“, hat die Corona-Krise eindrucksvoll bestätigt. Dies ist übrigens auch eines der zentralen Ergebnisse unabhängiger Kapitalmarktforschung[1].
Zudem zeigt die längerfristige Historie auch: Jeder noch so extremen Krise bzw. jedem noch so harten Börsenabsturz folgte eine Erholungsbewegung, die die Rückschläge vergessen machte. Und das wird auch in Zukunft so sein, solange das marktwirtschaftliche System mit seinen sozialen (und künftig sicher auch ökologischen) Komponenten in seinen Grundfesten intakt bleibt.
Aber was fängt man als Anleger dann mit dem Bewusstsein an, dass die Aktienmarktrisiken jederzeit und ggf. auch heftiger und länger zuschlagen könnten?
Unser Rat: Man wendet sich der mit Abstand effektivsten und verlässlichsten Art des Risikomanagements zu und richtet seine individuelle Aktienquote an seiner persönlichen Lebenssituation und an seinen Bedürfnissen aus. Insbesondere die subjektiv-mentale Bereitschaft wie auch die objektiv-materielle Fähigkeit, (temporär) bestimmte Verluste zu tolerieren, auch Risikotragfähigkeit genannt, spielt hier die herausragende Rolle. Wer diese gemeinsam mit der persönlichen Beraterin bzw. dem persönlichen Berater möglichst passgenau auslotet und das Depot entsprechend gestaltet, kann auch heftigeren Einschlägen an den Aktienmärkten mit mehr Gelassenheit entgegensehen – ohne in unnötiges hektisches Treiben zu verfallen, wenn sich die Märkte stärker schütteln. Mit der passenden Aktiendosis lässt sich jede Krise gut überstehen – im Vertrauen darauf, dass sich in einer Marktwirtschaft die Kurse über kurz oder lang immer wieder deutlich erholen. Stehen die persönlichen Belange im Einklang mit dem Vermögensaufbau, dann kann man ruhigen Gewissens investiert bleiben oder bei Bedarf auch aufstocken.
Autor: Prof. Dr. Stefan May, Leiter Anlagemanagement der Quirin Privatbank
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[1] siehe beispielsweise: https://www.spglobal.com/spdji/en/documents/spiva/spiva-europe-year-end-2020.pdf
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