Und genau hier beginnt das Problem.
Denn was in den vollmundigen Marketingversprechen der Produktanbieter nach einer professionellen Anlageklasse klingt, ist in der Praxis häufig vor allem eines: teuer, illiquide und intransparent. Wer ELTIFs zeichnet, bindet sich meist für viele Jahre, zahlt hohe Gebühren und muss darauf vertrauen, dass das Fondsmanagement weiß, was es tut. Eventuell kommt Ihnen das bekannt vor? Ja, dieses Prinzip erinnert stark an das sogenannte Yale-Modell.
Zur Erinnerung: Das Yale-Modell wurde einst von David Swensen entwickelt, der das Vermögen der Yale-University über Jahrzehnte hinweg klug und erfolgreich verwaltete, indem er stark auf alternative Investments setzte: Private Equity, Hedgefonds, Immobilien, Infrastrukturprojekte. Und viele wollten es ihm gleichtun – erst in den USA, später weltweit. Vor allem andere große Stiftungen und Pensionskassen haben seinen Stil kopiert, so dass sich „Yale-Modell“ zum geflügelten Wort entwickelte.
Doch mittlerweile scheint sich dieser Ansatz totgelaufen zu haben, auch weil sich die Marktchancen durch die immer größer werdende Nachfrage nach alternativen Investments erheblich verkleinert haben. Der Investmentansatz steht massiv in der Kritik, so zuletzt auch in einem Artikel der Financial Times (FT). „The Death of the Yale Model?“, fragt der Autor und verweist auf neue Studien, die zeigen, wie ernüchternd die Renditen der amerikanischen Stiftungsfonds zuletzt ausgefallen sind, die genau darauf setzten.
Die US-Organisation NACUBO2 veröffentlichte jüngst Zahlen, wonach die durchschnittliche US-Stiftung in den letzten zehn Jahren „nur“ 6,8 Prozent Rendite pro Jahr erzielt hat3. Ein indexbasiertes, internationales Vergleichsportfolio, bestehend aus 70 % Aktien und 30 % Anleihen, erzielte fast auf den Punkt genau die gleiche Rendite – und ein lediglich 70%iger Aktienanteil ist schon sehr zurückhaltend gewählt, wenn man die hochfliegenden Renditeerwartungen vieler alternativer Investments betrachtet, in die viele der Stiftungen enorme Summen gesteckt hatten. Die FT verweist zudem noch auf umfangreichere Studien des Investmentberatungspioniers Richard Ennis, die für den Zeitraum von 2008 bis 2024 eine beträchtliche Underperformance von US-Stiftungen und -Pensionskassen ermitteln.
Weitere Beispiele einer ganzen Reihe Stiftungsfonds von US-Universitäten liefert Gerd Kommer, siehe nachfolgende Grafik.4 Auch wenn eine durchschnittliche Underperformance von 1,1 Prozent auf den ersten Blick nicht viel erscheinen mag, summieren sich die Renditeunterschiede über die Jahre spürbar auf. Und vor allem: Immerhin investierten die Unis stark in weitgehend illiquide Anlagen, die allein deshalb schon eine deutlich höhere Rendite erbringen sollten als die hochliquiden internationalen Aktien- und Anleihemärkte.
Es lässt sich also festhalten: Alternative Investments sind in der Regel sehr komplex, so gut wie immer sehr teuer5 und schwer zu durchschauen. Die versprochenen Zusatzerträge dagegen bleiben aus, während die Kosten weiterhin anfallen. Zudem lassen sie sich in der Regel nicht täglich bewerten, unterliegen also Schätzungen, die oft wenig mit den tatsächlichen Werten zu tun haben. Die damit verbundene scheinbare Wertstabilität ist trügerisch.
Hinzu kommt ein strukturelles Problem: Viele Investmentmanagerinnen und -manager haben ein Interesse daran, auf komplexe Produkte wie alternative Investments zu setzen, weil sie damit Performanceschwächen verschleiern können und unter Umständen auch höhere Provisionen kassieren. Zudem wird die Benchmark (Vergleichsindex), an der sie gemessen und für deren Übertreffen sie letztlich auch bezahlt werden, häufig von ihnen selbst definiert. Die Führungsstrukturen in vielen Stiftungen sind offenbar zu schwach, um solche Systeme, die Gestaltungsmissbrauch ermöglichen, zu unterbinden. Richard Ennis spricht in diesem Zusammenhang von einem „Governance-Versagen“.
Kurzum: Was früher ein Vorteil war, ist heute ein Nachteil. Das Yale-Modell ist ein Opfer seines eigenen Erfolgs geworden. Zu viele Fondsmanager, zu viel Kapital, zu wenig überzeugende Anlagemöglichkeiten. Die Konkurrenz ist größer, die Erträge schrumpfen, die Kosten bleiben.
Und nun kommt das Ganze – verpackt als ELTIF – nach Europa.
Die Verlockung mag für den einen oder anderen groß sein: endlich Private Equity & Co. für alle! Doch bitte vergessen Sie dabei nicht: Die Grundprobleme sind dieselben wie beim Yale-Modell. Auch ELTIFs sind teuer, illiquide und schwer durchschaubar. Auch hier wird viel versprochen und wenig gehalten. Auch hier gilt: Wer investiert, muss auf Jahrzehnte hinaus darauf hoffen, dass andere bessere Entscheidungen treffen als der Markt selbst.
Man hat fast den Eindruck, dass diese Art von Investments mit Hilfe von ELTIFs nun Privatanlegerinnen und -anlegern schmackhaft gemacht werden soll, nachdem sich immer mehr Institutionelle aus den genannten Gründen von ihnen verabschiedet haben.
Darum kann ich nur sagen: Finger weg! Wir haben uns bei der Quirin Privatbank und bei unserer Tochter quirion ganz bewusst gegen ELTIFs entschieden – für unsere Kundinnen und Kunden. Denn: Im Kern sind für Anlegerinnen und Anleger zwei Dinge wichtig:
- der Verzicht auf Provisionen, um Fehlanreize beim Produktverkauf zu vermeiden,
- der Fokus auf Anlageprodukte, die langfristig eine verlässliche Rendite erwirtschaften.
ELTIFs erfüllen diese Kriterien nicht, vielmehr sind sie mit einer Reihe von Problemen verbunden, wie oben gezeigt. Wer erfolgreich sein Vermögen vermehren oder aufbauen will, braucht keine vermeintlich exklusiven Deals, sondern verlässliche Renditen, die systematisch eingesammelt werden. Das geht am besten mit einem weltweit breit diversifizierten Portfolio, kostengünstig und frei von Prognosen. Genau das empfehlen wir unseren Kundinnen und Kunden seit 2013. Weil es funktioniert. Weil es transparent ist. Weil es unabhängig von Trend- und Hype-Themen funktioniert. Und weil wir glauben: Geldanlage muss nicht aufregend sein, sondern wirksam. Deshalb verzichten Sie lieber auf alten Wein, auch oder vor allem wenn er in neuen Schläuchen daher kommt.