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Anlegen wie die Währungshüter? Bloß nicht!

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Die Inflation springt von einem Hoch zum nächsten, im April erreichte sie mit 7,5 Prozent einen neuen Höchststand in Deutschland, in vielen anderen Ländern sieht es nicht besser aus. Die Notenbanken rund um den Globus stehen unter Druck und bemühen sich, die Inflation im Zaum zu halten.

Inflationsraten im internationalen Vergleich

Im Euroraum ist die Europäische Zentralbank (EZB) dafür verantwortlich, den Geldwert zu stabilisieren. Doch wie steht es um die privaten Finanzen der Währungshüterinnen und Währungshüter? Legen die Mitarbeiter der EZB ihr eigenes Geld besonders gut an, weil sie Geldexperten sind?

Der Blick in die Depots der EZB-Ratsmitglieder bringt Klarheit. Einmal im Jahr muss die Führungsriege der EZB offenlegen, wie sie ihr privates Vermögen anlegt, so gibt es der Verhaltenskodex vor. Das soll Interessenkonflikte vermeiden und der Transparenz dienen. Ich muss gestehen, ich habe mir diese Unterlagen tatsächlich zum ersten Mal etwas genauer angesehen. Und was soll ich sagen? Da gab es einige Überraschungen – nur leider keine guten.

56 Prozent der EZB-Ratsmitglieder haben keinerlei Wertpapiere

So haben von 25 Ratsmitgliedern sage und schreibe 56 Prozent gar keine Wertpapiere – weder Aktien noch Anleihen noch Fonds – keine einzige Kapitalmarktanlage. Das war ein echter Schock für mich. Denn übersetzt heißt das ja: keine Partizipation am weltwirtschaftlichen Wachstum, und das Vermögen der Geldexpertinnen und Geldexperten ist – zumindest was die angegebenen signifikanten Kontoguthaben angeht – der Inflation schutzlos ausgeliefert. In vielen Fällen dürfte natürlich der Immobilienbereich eine Rolle spielen. Immobilieninvestitionen müssen im Rahmen des Berichts aber nicht angegeben werden, so dass sich hierzu nichts sicher sagen lässt. Damit bleibt es für einen gestandenen Aktien- und Kapitalmarktfan wie mich dabei: Das ist tatsächlich kaum zu glauben.

Währungshüter der EZB sind keine Kapitalmarkt-Fans

Einige wenige Aktienbesitzer

Doch schauen wir einmal etwas genauer auf die EZBler, die Wertpapiere besitzen. Elf an der Zahl sind es, zwei von ihnen haben Geld in Einzelaktien investiert, das entspricht 8 Prozent aller EZB-Ratsmitglieder. Immerhin, könnte man jetzt sagen, besser als gar nix. Verschwindend wenige, könnte man auch sagen, aber immerhin überhaupt jemand, der sich an die Börse traut. Oh Gott, könnte man ebenfalls sagen, denn Einzelaktien sind ziemlich riskant – das Ausfallrisiko liegt bei 100 Prozent. Nicht umsonst raten wir unseren Kundinnen und Kunden, wenn überhaupt, nur einen kleinen Teil ihres Vermögens in Einzelaktien zu investieren, denn diese bieten keine ausreichend breite Diversifikation und bringen daher unsystematische Risiken mit sich, kurzum: Einzelaktien sind keine planbare Investition, sondern vergleichsweise spekulativ.

Anlegen wie die Währungshüter? Bloß nicht!

Einige setzen auf (oft überteuerte) aktive Fonds  

Und wie sieht es in den anderen Depots aus? Nicht in einzelne Aktien, sondern in aktive Fonds investieren 16 Prozent der offenlegungspflichtigen EZB-Granden. Immerhin trauen auch diese sich an den Kapitalmarkt, und sie setzen durch die Fonds zumindest zum Teil auch auf eine breitere Streuung, aber da geht noch viel mehr. Denn die unsystematischen Risiken bestehen auch hier, weil die Diversifikationspotenziale des weltweiten Aktienmarkts auch mit aktiven Fonds zumeist nicht wirklich ausgenutzt werden. Stattdessen beschränken sich viele dieser Fonds auf bestimmte Regionen (z. B. besitzen die Ratsmitglieder Fonds, die nur auf das Vereinigte Königreich oder Südostasien beschränkt sind) oder der Fokus liegt auf einzelnen Branchen. Zudem sind die Kosten für aktive Fonds im Vergleich sehr hoch – und das, ohne dass sie im Marktdurchschnitt nachweislich und nachhaltig einen echten Mehrwert bringen. Das zumindest zeigt die unabhängige Kapitalmarktforschung immer wieder. Aktiv verwaltete Fonds sind also besser, als gar nicht am Kapitalmarkt investiert zu sein, aber von einem wissenschaftlich fundierten Investieren sind wir damit immer noch weit entfernt.

16 Prozent gleichen mit ETFs die Nachteile aktiver Fonds aus

Näher kommen wir dem wissenschaftlich fundierten Anlegen mit der Investition in ETFs – die nutzen immerhin 16 Prozent der Währungshüterinnen und Währungshüter, nicht als einzige Anlageform, aber wenigstens auch. Bei diesen Anlageinstrumenten können die Diversifikation und die Kostenvorteile deutlich stärker zum Tragen kommen. Damit mildern sie die Nachteile der aktiven Fonds und Einzelwerte etwas ab, die sich bei diesen 16 Prozent der EZBler z. T. auch im Portfolio befinden. Das gilt aber nur, solange wie mit diesen an sich prognosefreien Produkten auch wirklich prognosefrei angelegt und auf Timing (den vermeintlich richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt) verzichtet wird. Ob das der Fall ist, lässt sich anhand des Offenlegungsberichts nicht sagen.

Nur wenige EZB-Ratsmitglieder setzen bei der Geldanlage (auch) auf ETFs

Nicht nachmachen, bitte! 

Da aber kein einziger Währungshüter ausschließlich auf ETFs oder Indexfonds setzt, verfügt im Ergebnis keiner der Geldexperten über ein wirklich gesamthaft wissenschaftlich fundiertes Portfolio. Und das finde ich persönlich wirklich erschreckend. Von einer Vorbildrolle kann hier also keine Rede sein, im Gegenteil. Zum beherzten Nachahmen taugen diese Portfolios daher keinesfalls.

Mit Aktien inflationsbedingten Wertverfall des Geldes stoppen

Vor allem mit Blick auf die aktuelle Inflation, die hoffentlich niemandem so präsent sein dürfte wie den Ratsmitgliedern der EZB, ist es fatal, dass die Damen und Herren dort entweder gar nicht oder nur zu einem sehr geringen Prozentsatz an den Chancen der weltweiten Kapitalmärkte partizipieren.

Was meine ich damit? Wenn das Geld auf Giro-, Tages- oder Sparkonten liegt, wird es im Laufe der Zeit bei mehr oder weniger Nullverzinsung und positiver Inflation immer weniger wert. Und bei den aktuell sehr hohen Inflationsraten beschleunigt sich der Wertverfall zusätzlich. Würde beispielsweise die Inflation von März oder April ein Jahr lang anhalten und man wollte sie mit einer Kapitalanlage ausgleichen, bräuchte es grob überschlagen eine Rendite von etwa 10 Prozent (7,5 Prozent Inflation plus 25 Prozent Kapitalertragssteuer) – und da haben Sie sozusagen noch keinen echten Gewinn gemacht, sondern nur die Inflation ausgeglichen. Selbst am Kapitalmarkt sind 10 Prozent Rendite ein sportliches Ziel, abseits des Kapitalmarktes sind solche Renditen derzeit utopisch, zumindest wenn es sich um seriöse Angebote mit vernünftigen Rendite-Risiko-Verhältnissen handelt. Sprich: Nur mithilfe des Aktienmarktes lässt sich der aktuelle inflationsbedingte Geldverfall auf eine sinnvolle Weise halbwegs ausgleichen. 

Inflation legt die Renditelatte noch höher

Mit einem optimierten Depot zum Anlageerfolg 

Egal, ob EZBler oder nicht, wer von den Renditechancen der weltweiten Kapitalmärkte profitieren möchte (und dafür gibt es derzeit noch mehr gute Gründe als ohnehin schon), sollte also nicht einfach irgendwie anlegen, sondern dabei ein paar Grundregeln beachten, die auch die Währungshüterinnen und Währungshüter sich zu Herzen nehmen sollten: 









Optimierungspotentiale in den Depots der Währungshüter

Der Schuster hat immer die schlechtesten Schuhe

Der Blick in die Depots der Geldexpertinnen und Geldexperten war für mich persönlich sehr spannend, zugleich aber auch ziemlich ernüchternd. Es ist und bleibt Spekulation, warum so viele Ratsmitglieder der EZB ihr Vermögen nicht besser, sprich renditestärker und weniger risikoscheu, anlegen, obwohl sie selbst doch absolute Finanzexperten sind. Aber wahrscheinlich ist es auch ein schiefer Vergleich. Die Kernaufgaben der EZB sind ja nicht die Geldanlage, sondern die Stabilität des Euro und die Begrenzung der Inflation. Das hat zwar mit Geld zu tun, ist aber weit weg vom Thema Vermögensanlage. Zudem kommt noch ein anderer Aspekt dazu – oft hat der Schuster ja die schlechtesten Schuhe, wie man so schön sagt. Und so haben vielleicht auch die EZBler im Durchschnitt nicht gerade die beste Geldanlage. Das muss aber nicht so bleiben, eine optimale Kapitalmarktanlage ist gar nicht schwer. Mein Tipp an die Damen und Herren von der EZB lautet deshalb: Lassen Sie sich in Sachen Vermögensanlage von Experten wie uns beraten, dann ist nicht nur der Geldwert des Euro stabil, sondern auch Ihr Depot. 

Autor: Karl Matthäus Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Quirin Privatbank und Gründer von quirion

 

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Disclaimer/rechtliche Hinweise

Der Beitrag ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Er enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Erläuterungen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Die Informationen wurden einzig zu Informations- und Marketingzwecken zur Verwendung durch den Empfänger erstellt und können keine individuelle anlage- und anlegergerechte Beratung ersetzen.

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