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Was wir vom Marathon lernen können

Karl Matthäus Schmidt
,
CEO und Gründer der Quirin Privatbank AG
4
Minuten

Am letzten Wochenende fand eine der beliebtesten Laufveranstaltungen der Welt statt – der Berlin-Marathon. Rund 80.000 Menschen waren am Start aus 160 Ländern der Welt, davon allein 55.000 Läuferinnen und Läufer, plus Rollstuhlathleten, Handbiker und Skater. Zudem haben bis zu einer Million Besucher die Sportler an der Stecke angefeuert. Ja, und was hatten die Marathon-Teilnehmer gemein? Richtig, sie hatten ein Ziel – sie wollten einen Marathon laufen. Sie haben sich vorbereitet, haben ihr Ziel konsequent verfolgt und die 42,195 km am Sonntag bei ungewöhnlich hohen Temperaturen absolviert.

Das Wichtigste in Kürze:

  • In vielen Bereichen des Lebens verfolgen wir Ziele konsequent.
  • Bei Geldanlagen fehlen oft klare Ziele.
  • Zudem lenken Anlagehypes und Trendprodukte Anleger leicht ab.
  • Geld hat keinen Selbstzweck, sondern soll persönliche Lebensziele ermöglichen.
  • Wer seine Ziele klar definiert, investiert besser, bleibt fokussiert und vermeidet Umwege – wie ein Marathonläufer, der sein Ziel im Blick behält.

Wir wissen, was wir wollen

Nicht nur bei sportlichen Herausforderungen wissen wir oft ziemlich genau, was wir wollen, sondern auch in vielen anderen Bereichen unseres Lebens. Wir haben klare Zielvorstellungen und verfolgen diese Ziele meist sehr konsequent – Ausnahmen bestätigen natürlich wie immer die Regel: Wer ein Instrument, eine Fremdsprache oder das Töpfern lernen will, hat ein klares Ziel – dauerhaftes Üben bringt uns diesem Ziel näher. Das Erlangen eines Berufs- oder Uniabschlusses oder spätere Karriereschritte sind für die meisten Menschen Ziele, die selten aus den Augen verloren werden. Auch wenn es um die eigene Gesundheit geht, wissen viele Menschen, was sie wollen: ein langes, glückliches, weil gesundes Leben.

Wir lassen uns nicht von unseren Zielen abbringen

Die meisten Menschen lassen sich von diesen Zielen auch nicht so schnell abbringen. Sie beginnen nicht sofort eine neue Sportart, nur weil das Marathontraining anstrengend ist, oder wechseln den Studiengang, weil ein Fach langweilig ist. Selbst wenn vermeintlich coolere Sportarten oder andere Studienfächer auftauchen, werden die wenigsten sofort alles hinschmeißen und neu starten wollen.

Außer bei der Geldanlage: keine Ziele, viel Ablenkung

Interessanterweise ist das bei der Geldanlage anders. Dort haben viele Menschen nämlich gar keine Ziele, also zumindest keine konkreten. „Etwas für die Altersvorsorge tun“, „mehr haben“, „abgesichert sein“ oder „gut anlegen“ sind nämlich keine wirklichen Ziele. Ich bin immer wieder überrascht, dass wir in vielen Bereichen des Lebens sehr genau wissen, was wir konkret wollen – diese Fragestellung beim Geldanlegen aber bislang viel zu kurz kommt.

Und weil viele Anlegerinnen und Anleger keine klaren finanziellen Ziele haben, lassen sie sich viel schneller ablenken und „verführen“ als in anderen Bereichen des Lebens. Verführen von Produkten, die eine viel bessere Rendite versprechen als die eigenen Anlageprodukte. Verführen von Anlagetrends, von Produkthypes, von Rankinglisten. Das habe ich in den vielen Jahren, in denen ich Anlegerinnen und Anleger begleite, schon so oft erlebt. Mal war es Gold, dann Immobilienfonds in China, dann Dot.com-Aktien, dann Kryptowährungen, dann wieder Gold, dann KI-Aktien, jetzt ELTIFs und so weiter. Immer wieder kamen und kommen Produkte oder Anlageklassen um die Ecke, die eine bessere Rendite versprechen – und viele Anleger folgen diesen Verlockungen.

Um beim Marathonbeispiel zu bleiben: Wenn ich nicht das Ziel habe, einen Marathon zu schaffen, breche ich (und die meisten anderen Menschen) das Lauftraining vermutlich auch viel schneller wieder ab, als wenn ich eben genau dieses Ziel verfolge. Dann weiß ich, wofür ich trainiere – und dann bleibe ich auch dran. Wenn ich meine eigenen Ziele kenne, lasse ich mich weniger ablenken.

Geld hat keinen Selbstzweck

Die eigenen finanziellen Ziele zu kennen, ist auch deshalb so wichtig, weil Geld keinen Selbstzweck hat. Es geht nicht darum, einfach nur immer mehr davon zu haben oder es einfach nur zu besitzen, so wird es uns nicht glücklich machen. Glücklich macht es nur dann, wenn es hilft, Ihre ganz persönlichen Lebensziele zu erreichen, liebe Leserinnen und Leser. Dafür müssen Sie Ihre Ziele aber natürlich kennen. Nur wenn Sie sie kennen, können Sie sie auch erreichen, indem Sie sich für eine zu diesen Lebenszielen passende Anlagestrategie entscheiden – und diese beibehalten, ohne sich rechts und links des Weges von immer neuen dort auftauchenden Anlageprodukten ablenken zu lassen.

Doch wie finde ich heraus, was mich glücklich macht?

Zum Beispiel mit den folgenden Fragen: Wie will ich arbeiten? Mit wem möchte ich Zeit verbringen? Wo will ich wohnen? Für wen möchte oder muss ich sorgen? Was ist mir wichtig, um mich selbst zu verwirklichen? Diese großen Fragen des Lebens muss man zunächst einmal für sich beantworten. Daraus ergibt sich der finanzielle Rahmen, den ich dann planen muss. Noch mehr dieser Fragen finden Sie in meinem Buch „Geld im Glück“ ab Seite 151. Die Frage ist also nicht nur: „Wie lege ich mein Geld an?“ – sondern vor allem: „Welches klare Ziel möchte ich damit erreichen?“ Wer das für sich beantwortet, investiert automatisch besser.

Und das macht dann auch in Sachen Ablenkung durch vermeintlich tolle Trendprodukte einen entscheidenden Unterschied: Wo wir ein klares Ziel haben, bleiben wir diszipliniert und lassen uns nicht ablenken. Das ist manchmal nicht so leicht, denn auch medial werden wir oft ganz schön verrückt gemacht – so schauen viele dann eben doch nur auf die Rendite, wenn es heißt: So viel Rendite hätten Sie machen können, wenn Sie investiert gewesen wären. Besser beraten sind Sie, wenn Sie Ihre eigenen finanziellen Ziele vor Augen haben und sich auf diese fokussieren. Wem dieser klare Blick fehlt, für den wird jeder Weg schnell zum Umweg. Und das ist nicht nur beim Marathon höchst ärgerlich, sondern auch bei der Geldanlage.

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Sie wollen das Gelesene gern umsetzen und sich weniger von aktuellen Anlagetrends ablenken lassen? Wir unterstützen Sie gerne dabei – kommen Sie vorbei, wir freuen uns auf Sie!

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Über den Autor
Karl Matthäus Schmidt

Karl Matthäus Schmidt ist Gründer und CEO der Quirin Privatbank. Er ist Banker in sechster Generation und revolutionierte bislang dreimal den deutschen Bankenmarkt. Mit 25 Jahren gründete er den ersten Onlinebroker Deutschlands, Cortal Consors, den er nach dem Börsengang an eine französische Großbank verkaufte. 2006 brachte er Deutschlands erste unabhängig beratende Bank, die heutige Quirin Privatbank, auf den Markt. Sie verzichtet auf die Annahme von Provisionen und kann Anlegerinnen und Anleger deshalb unabhängig beraten. 2013 gründete Schmidt den ersten Robo-Advisor Deutschlands, quirion, um allen Menschen einen Zugang zu einer guten und günstigen Geldanlage zu ermöglichen. Seine Vision ist es, mehr Menschen in Deutschland zu besseren Anlegern zu machen. Als Vorstand verantwortet er unter anderem die Bereiche Privatkundengeschäft und Anlagemanagement, außerdem ist er Aufsichtsratsvorsitzender der quirion AG. Der gebürtige Franke ist verheiratet, Vater von fünf Kindern und lebt in seiner Wahlheimat Berlin und Brandenburg.

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